Beschreibung
Septentrionalium Terrarum descriptio
Gerard Mercator
Diese faszinierende Karte des Nordpols geht zurück auf den berühmten Kartografen Gerard Mercator (1512–1594). Es handelt sich um die erste Einzeldarstellung dieser Region überhaupt. Gedruckt wurde die Karte 1595 und 1602. Bei dem vorliegenden Blatt handelt es sich um die erste Ausgabe von 1595.
Im Zentrum des Kartenbildes – an der Stelle des Nordpols – liegt ein riesiger schwarzer Berg, der, wie Mercator in einem Brief schreibt, „33 französische Meilen“ breit sei. Umgeben wird der Berg von vier Inseln, die durch vier Flüsse separiert werden, die sich aus den vier Ozeanen speisen. Laut der zeitgenössischen Annahme vereinten sich die Flüsse am Nordpol zu einem Strudel und floßen ins Erdinnere. Am Bildrand liegen die Kontinente Amerika, Asien und Europa sowie zahlreiche Inseln, wie das auf eine Legende zurückgehende Friesland. Die Inschriften annotieren die Geschichte und Volksgruppen der Regionen. Ausserhalb des Kartenbildes sind in drei kleineren Feldern Friesland, die Faröer und Shetland dargestellt. An der Karte sind zwei Aspekte hervozuheben, die sie von späteren Auflagen und zeitgenössischen Auffassungen unterscheidet.
Zum einen zeichnet Mercator die vier Inseln am Nordpol mit durchgehenden Konturen. Im Gegensatz dazu sind einige Inseln der zweiten Edition der Karte, die von Iodocus Hondius veröffentlicht wurde (1606, 1634) nur noch halb konturiert, um neu kartografierte Inseln einzeichnen zu können. Dies betrifft die Insel „Pygmei“ sowie die Insel „Nova Zembla“. Eine zweite Besonderheit ist historisch bemerkenswert: Im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen lokalisiert Mercator den magnetischen Berg ausserhalb des eigentlichen Nordpols in der Straße von Anián zwischen Amerika und Asien.
Mercator stützte seinen Entwurf auf unterschiedliche Quellen, wie die Bibel, Expeditionsberichte und naturwissenschaftliche Abhandlungen. Als einflussreich gilt das heute verlorene Buch „Inventio Fortunatae“. Der Reisebericht soll schon in den 1360er Jahren entstanden sein. Er erwähnt sowohl den Schwarzen Berg als magnetischen Punkt der Erde wie auch den Strudel zwischen den vier Inseln des Nordpols. Mercator nennt den Bericht in einem Brief. Kartografisch rezipiert wurde der Bericht unter anderem in einem Globus von Barthel Behaim (1492).
hochwertiger Fine-Art Print
Bildmaß: 38 x 41 cm (Höhe x Breite)