Beschreibung
Tabula III Europae
Lorenz Fries
Diese frühe moderne Karte von Frankreich geht zurück auf den einflussreichen Gelehrten Lorenz Fries (ca. 1490–1531). Der ursprüngliche Autor des Kartenbildes war Martin Waldseemüler (1470–1520), der wiederum auf den antiken Geografen Klaudios Ptolemaios (gest. 160) rekurrierte. Das vorliegende Blatt entstammt einer in Lyon gedruckten Ausgabe des Geografie-Handbuchs von Klaudios Ptolemaios („Claudii Ptolemaei, Opus Geographiae“, Melchior & Gaspar Treichel).
Die Darstellung reicht von Wales im Norden bis nach Marseille im Süden. Historisch sehr bemerkenswert ist die Darstellung der antiken Provinzen: Sie bildet eine fantastische Quelle zur Imagination der Antike im Zeitalter der Renaissance. Kunsthistorisch bedeutend in aus diesem Blickwinkel auch die Rückseite des Blattes. Denn anscheinend lieferte der berühmte deutsche Maler Albrecht Dürer (1471–1528) Entwürfe für die Ornamentierung des Kartenwerks von Fries. Damit verdeutlicht das Blatt ein typisches Merkmal der Renaissance: Die Adaption und Transformation antiken Wissens als Grundlage der neuzeitlichen Wissenschaften und Künste.
Das von Fries gestaltete Kartenbild hat eine sehr gewundene Entstehungsgeschichte. Den Ausgangspunkt bildete ein Entwurf des lothringischen Kartografen Martin Waldseemüller (1472–1520), dessen Ptolemaios-Editionen 1513 und 1520 in Straßburg erschienen waren. Dabei ergänzte Waldseemüller die von Ptolemaios beschrieben Karten um mehrere „moderne“ Karten, die er in einem Appendix beifügte. Fries benutzte dann Waldseemüllers Karten als Vorlage seiner eigenen Ptolemaios-Ausgabe, die er im Jahre 1522 mit insgesamt 50 Karten veröffentlichte. Nachdem die Holzstücke aus dem Besitz des Verlegers von Fries nach Lyon verkauft worden waren, erlebte das Buch zwei erneute Ausgaben (1525, 1535).
originaler Holzschnitt
Bildmaß: 31 x 37,5 cm (Höhe x Breite)

