Beschreibung
Hamburg Totalansicht der Ruinen nach dem Brande vom 5. bis 8. Mai 1842
Christian Ludwig Wilhelm Heuer
Dieses apokalyptisch anmutende Panorama Hamburgs geht zurück auf den bekannten Graphiker Christian Ludwig Wilhelm Heuer (1813–1890). Das Blatt entstand während Heuers Tätigkeit für die Lithographische Anstalt von Charles Fuchs.
Das Bild zeigt eine Katastrophe: den Brand der Freien und Hansestadt im Mai 1842. Man blickt vom Turm der Katharinenkirche über das in Schutt und Asche gelegte Nicolai-Viertel mit dem Michel im Hintergrund. Rechts schimmert fern die Alster. Die ästhetische Qualität der Darstellung entwickelt sich aus einem dramatischen Kontrast von Licht und Schatten: Die Ruinen sind in helles Sonnenlicht getaucht und wirken dadurch umso befremdlicher. Die unversehrten Gebäude treten dagegen zurück in den Schatten oder lösen sich zu Silhouetten auf.
Der katastrophale Brand Hamburgs dauerte lange drei Tage. Die ersten Flammen wurden in der Nacht zum 5. Mai 1842 in einem Speicher in der Deichstraße entdeckt. Weil sich in den benachbarten Lagerräumen entzündliche Waren befanden – Alkohol, Flachs, Wolle und Gummi –, breitete sich das Feuer rasch aus. Die durch das ungewöhnlich trockene Wetter spröden Fachwerkbauten leisteten ihm keinen Widerstand. Hinzu kamen ein steter Wind, der die Brandherde immer wieder neu entfachte, und fehlendes Löschwasser. Die Ebbe hatte die Fleete geleert und das restliche Wasser wurde vom Wind die Elbe hinauf getrieben. Auch die Politik hatte ihren Anteil: Da die Innenstadt verwinkelt verbaut war, wollte die Feuerwehr Schneisen in die Feuerflut sprengen – doch der Senat zögerte. So verbrannten schon am Nachmittag des ersten Tages die Nicolaikirche und ihre Kunstwerke. Und als sich das Feuer ausbreitete, entschloss sich der Senat doch noch zum Handeln. Am 6. Mai gegen 2.30 Uhr wurde das alte Rathaus an der Trostbrücke gesprengt. Am 7. Mai stürzt dann die Petrikirche ein und der Jungfernstieg stand in Flammen. Gelöscht wurde der Brand erst am Morgen des 8. Mai. Die Straße, in der dies geschah, heißt noch heute „Brandsende“. Sie verläuft vom Ballindamm parallel zum Glockengießerwall, an dem der Hauptbahnhof liegt. Das Feuer kostete mehr als 50 Menschen das Leben. Fast 20.000 Menschen wurden obdachlos – ein Zehntel von Hamburgs Bevölkerung. Der Neuaufbau veränderte das Stadtbild von Grund auf. Unter der Federführung von William Lindley (1808–1900), Alexis de Chateauneuf (1799–1853) und Gottfried Semper (1803–1879) entstand ein neues Zentrum. Die neu angelegen Straßenfluchten waren breit, gepflastert und besaßen Bürgersteige. Die vormals hölzernen Brücken wurden durch steinerne ersetzt. Sogar die Fleete wurden verbreitert.
handkolorierte Lithographie
Bildmaß: 41 x 63 cm (Höhe x Breite)