Beschreibung
Tabula VI. Euro.
Lorenz Fries
Diese frühe Karte der Apenninhalbinsel geht zurück auf den einflussreichen Gelehrten Lorenz Fries (ca. 1490–1531). Der ursprüngliche Autor des Kartenbildes war Martin Waldseemüler (1470–1520), der wiederum auf den antiken Geografen Klaudios Ptolemaios (gest. 160) rekurrierte. Die Karte war zwar für eine Weltchronik konzipiert, wurde aber in mehreren Atlanten gedruckt. Das vorliegende Blatt entstammt einer in Straßburg gedruckten Ausgabe des Geografie-Handbuchs von Klaudios Ptolemaios („Claudii Ptolemaei, Opus Geographiae“, J. Grüninger). Das Blatt gilt als eine der ersten modernen Karten von Italien.
Die Darstellung reicht vom Gardasee im Norden bis nach Kalabrien im Süden. Die dalmatische Küste ist zwar angedeutet, aber nicht detailliert ausgeführt. Bemerkenswert ist die detaillierte Zeichnung von Korsika, die in anderen Editionen der Karte nicht zu finden ist. Für die Geografie Italiens bestimmend ist der Apennin, der sich gleichsam wie ein Rückgrat durch die Landschaft verästelt. Historisch bedeutsam ist die Darstellung der antiken Provinzen: Sie bildet eine fantastische Quelle zur Imagination der Antike im Zeitalter der Renaissance. Kunsthistorisch bedeutend in aus diesem Blickwinkel auch die Rückseite des Blattes. Denn anscheinend lieferte der berühmte deutsche Maler Albrecht Dürer (1471–1528) Entwürfe für die Ornamentierung des Kartenwerks von Fries. Damit vereint das Blatt am Beispiel Italiens ein typisches Merkmal der Renaissance: Die Adaption und Transformation antiken Wissens als Grundlage der neuzeitlichen Wissenschaften und Künste.
Das von Fries entworfene Kartenbild hat eine sehr gewundene Entstehungsgeschichte. Den Ausgangspunkt bildete ein Entwurf des lothringischen Kartografen Martin Waldseemüller (1472–1520), dessen Ptolemaios-Editionen 1513 und 1520 in Straßburg erschienen waren. Dabei ergänzte Waldseemüller die von Ptolemaios beschrieben Karten um mehrere „moderne“ Karten, die er in einem Appendix beifügte. Fries benutzte dann Waldseemüllers Karten als Vorlage seiner eigenen Ptolemaios-Ausgabe, die er im Jahre 1522 mit insgesamt 50 Karten veröffentlichte. Dieses Buch erlebte dann noch einmal zwei weitere Ausgaben (1525, 1535).
handkolorierter Kupferstich
Bildmaß: 24 x38 cm (Höhe x Breite)

