Beschreibung
Spoliatis Arma Supersunt
Eberhard Kieser in: Politisches Schatzkästlein
Diese fein gearbeitete Ansicht von Kiel stammt aus einem beliebten Buch des Barock: dem „Politischen Schatzkästlein guter Herren und bestendiger Freund“ („Thesaurus Philopoliticus“). Veröffentlicht haben es der Dichter Daniel Meisner (1585-1625) und der Kupferstecher Eberhard Kieser (1583-1631). Die erste Auflage erschien im Jahre 1623 in Frankfurt am Main.
Das Besondere am „Politischen Schatzkästlein“ ist, dass in diesem Buch eine Vielzahl von
Stadtansichten abgebildet ist, die jeweils von einem moralischen Sinnspruch begleitet werden. Und während die erste Auflage schon 52 Ansichten beinhaltete, umfassten spätere Auflagen mehr als 400.
Die Idee der Herausgeber war, dass Sinnspruch und Bild einander ergänzen: Denn Texte beziehen sich auf Objekte, die jeweils im Bildvordergrund dargestellt sind. Beim Panorama von Kiel sind es Kanone, Muskete und Helm. Dazu passend lautet der Sinnspruch: „Denjenigen, die entkleidet sind, bleiben die Waffen“. Geprägt hat diesess Motto Emmanuel-Philibert de Savoie (1528–1580), der habsburgische Statthalter der Niederlande. Der Rufname des Herzogs lautete übrigens „Eisenschädel“.
Die Autoren des „Schatzkästleins“ wollten nun mit ihren Sinnsprüchen den Lebenswandel ihrer Leser:innen zu einem Besseren wenden – und sei es, wie im Fall von Kiel – mit einem Ruf zur Wehrhaftigkeit. Um diese Botschaft anschaulich zu machen, verknüpfen die Verse unter dem Bild das oben stehende Motto mit Beispielen.
In ihrem historischen Kontext spiegelt die Ansicht von Kiel die Geschehen des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648): Kiel wurde erst von den kaiserlichen Truppen um Wallenstein besetzt und dann von Dänemark belagert. 1629 erlöste der Friede von Lübeck die Bevölkerung, bis 1643 Schweden einrückten. So besaß das Motto eine schmerzhafte Aktualität.
unkolorierter Kupferstich
Bildmaß: 15 x 10 cm (Höhe x Breite)