Beschreibung
Sondertheil Vom Alt Nord Frieslande bis an das Jahr 1240
Joan Blaeu & Johannes Mejer
Diese wunderbar klar gezeichnete Karte zeigt Nordfriesland. Ihr Autor war der berühmte Husumer Kartograf Johannes Mejer (1606–1674). Das Blatt selbst stammt aus einem der bedeutendsten Kartenwerke Norddeutschlands, dem von Caspar Dankwerth edierten Atlas „Neue Landesbeschreibung der zwei Herzogtümer Schleswig und Holstein“ (1652). Der Atlas war der erste regionale Atlas in deutscher Sprache. Das Bild zeigt die Nordseeküste zwischen Ockholm und Eider. Besonders ist das Thema, denn Mejer rekonstruiert hier den Zustand der Region im Jahre 1240. Die Wahl des Zeitpunkts erklärt sich durch zwei Sturmfluten. Besonders katastrophal war die sogenannte „Zweite Marcellusflut“ vom Januar 1362. Das von den Zeitgenossen als „großes Ertrinken“ bezeichnete Unglück verheerte Nord- und Ostfriesland und kostete zehntausenden Menschen und Tieren das Leben. Überspült wurde auch die Stadt Rungholt, die Mejer in einer Insetkarte gesondert zeigt. Rungholt galt als wichtigster Handelsort der Region. Zwar wurde die Siedlung 1362 neu aufgebaut, doch eine erneute Flut im Jahre 1634 zerstörte die auf einem moorartigen Untergrund gebaute Siedlung nun völlig – das Land wurde zum Watt. Mejers Karte ist ein bedeutender Versuch, die Lage des legendären Ortes zu rekonstruieren. Zu erkennen sind sogar einzelne Pfarrbezirke (die sogenannten „Kirchspiele“). Inspiriert wurde Mejer durch seine Bekanntschaft mit dem Eiderstedter Chronisten Peter Sax (1597–1662). Bemerkenswert an der Karte ist auch die genrehafte Dedikationskartusche. Sie besitzt einen für Meyer typischen Charme. So blickt zum Beispiel ein lässig posierender Knecht keck aus dem Bild, um zum Studium der Geschichte einzuladen.
kolorierter Kupferstich
Bildmaß: 42,5 x 63,5 cm (Höhe x Breite)