Beschreibung
Die Bauten des Hamburger Freihafen Gebietes nach ihrer Vollendung
Carl Schildt
Dieser atmosphärische Holzstich der Hamburger Speicherstadt stammt aus dem Jahr 1888. Er erschien in einer Illustrierten und geht zurück auf eine Zeichnung des Hamburger Künstlers Karl Friedrich Johann Schildt (1851–1920). Der Graphik wurde von Adolf Closs besorgt. Erschienen ist das Blatt in der Zeitschrift „Das Buch für alle“. Laut ihrem Untertitel diente das Blatt „zur Unterhaltung und Belehrung“. Das Panorama erschien im fünften Heft der 23. Ausgabe und begleitete einen Text über den neu errichteten Freihafen. Die Bedeutung dieses Bauprojekts verdeutlichen die euphorischen Anfangszeilen des Artikels: „Die größte deutsche Seestadt, Hamburg, das ‚nordische Venedig‛, befindet sich gegenwärtig in einer großartigen Umgestaltung durch die Ausführung der dortigen Zollanschlußanlagen … Dieser vom Reichskanzler energisch betriebene Zollanschluß fand zuerst zahlreiche und erbitterte Gegner … seither aber haben sich die Ansichten darüber wesentlich geändert und geklärt“. Der monumentale Neubau wurde binnen kürzester Zeit verwirklicht. Der Startschuss fiel am 1. November 1883 mit dem Abriss des Stadtviertels „Kehrwieder“. Betroffen waren mehr als 20.000 Menschen, entschädigt wurden aber nur die Besitzer der rund 1.000 zerstörten Häuser. Die Mieter, diegroßteils im Hafen beschäftigt waren, mussten sich selbst eine neue Bleibe suchen. Viele von ihnen wichen in entfernte und teure Stadtteile aus, wie Winterhude, Barmbek oder Horn. Eingeweiht wurde die Speicherstadt am 29. Oktober 1888. Kaiser Wilhelm II. höchstselbst setzte den letzten Stein der neuen „Brooksbrücke“, über die man noch heute in die Speicherstadt gelangt. Auch der vorliegende Stich betont das Monumentale des Bauvorhabens. Denn er rückt die Speicherstadt ins Zentrum des Bildes und taucht sie in helle Sonnenstrahlen, die wie ein neuer Tag durch die Wolken hindurch brechen. Die älteren Häuser der Innenstadt verziehen sich dagegen in den Schatten. Diesen Kontrast zwischen alt und neu betont auch die Kolorierung. Während die Schindeln des Stadtzentrums rot eingefärbt sind, leuchten die Dächer der Speicherstadt in hoffnungsvollem Grün. Markant für das späte 19. Jahrhunderts ist die Gegenüberstellung der majestätischen Schornsteine mit dem fragilen Meer von Schiffsmasten. Der Freihafen markiert im Grunde den Beginn der industrialisierten Moderne. Die tapferen Segelschiffe sind bald Geschichte. Aufgrund dieser schnellen Umbrüche wurde die Speicherstadt zügig erweitert. Von 1891 bis 1927 entstanden immer neue Bauten am St. Annen-Ufer. Sie prägen noch heute das Bild der Stadt.
hochwertiger Fine-Art Print
Bildmaß: 31,8 x 51 cm (Höhe x Breite)